Im pulsierenden Herzen Berlins, einer Stadt, die für ihre Kreativität und Innovationskraft bekannt ist, lebt und arbeitet Raban Ruddigkeit. Als renommierter Designer, Illustrator und Herausgeber hat er die Designlandschaft Berlins mit seiner Designkunst maßgeblich mitgeprägt. Ruddigkeit, Kurator der Buchreihe Freistil – Das Buch der Illustration und Mitherausgeber des Typodarium, einem Kalender, der jeden Tag eine neue Schriftart vorstellt, hat sich nicht nur als kreativer Kopf, sondern auch als Vordenker einen Namen gemacht. Seine vielfältigen Arbeiten, die von Beiträgen für die Berliner Zeitung bis hin zu umfangreichen Kampagnen reichen, demonstrieren seine außergewöhnliche Fähigkeit, komplexe Konzepte visuell zugänglich und ansprechend zu gestalten.
In unserem Gespräch mit Raban Ruddigkeit beleuchten wir seine Perspektiven auf die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Design. Wir diskutieren die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Verschmelzung von Technologie und Kreativität ergeben, sowie seine Visionen für die Zukunft des Designs.
Zwischen Inspiration und Algorithmus: KI als Partner im Designprozess
Künstliche Intelligenz beherrscht derzeit die Diskussionen in der Designwelt. Wie setzt du KI in deiner Arbeit ein und welche Rolle spielt sie im kreativen Prozess?
Mein Interesse an KI wurde durch einen Nachbarn geweckt, der einer der führenden Verfechter dieser Technologie in Deutschland ist. Die Möglichkeit, mit KI die Grenzen des Machbaren im Design zu erweitern, fasziniert mich zutiefst. KI ist für mich mehr als ein Werkzeug, sie durchdringt und verbindet Konzepte und führt zu völlig neuen Kreationen. Entscheidend ist jedoch, dass wir Designer die Kontrolle über die Technologie behalten und nicht umgekehrt.
Wie wichtig ist für dich die Balance zwischen dem Einsatz von Technologie und dem Erhalt deiner kreativen Freiheit?
Ich beschränke meine Arbeit mit KI bewusst auf 1,5 Stunden pro Woche, um sicherzustellen, dass die Technologie unterstützt und nicht dominiert. KI dient dazu, effizienter zu sein, aber sie ersetzt nicht den kreativen Kern meiner Arbeit. Sie ist ein Werkzeug, das unsere Fähigkeiten erweitert, aber den kreativen Geist nicht ersetzen kann.
Designkunst: Kreativität vs. Produktivität
Raban, wie schaffst du es in einer Branche, die schnelle Ergebnisse verlangt, Kreativität und Produktivität in Einklang zu bringen?
Produktivität ist zweifellos wichtig, vor allem in einem kommerziellen Umfeld mit strengen Deadlines und Budgets. Als Designer ist es jedoch wichtig, dass der Produktivitätsdruck die Kreativität nicht erstickt. Ich ziehe klare Grenzen für den Einsatz technischer Hilfsmittel, um die Qualität und Originalität meiner Arbeit zu erhalten.
Kannst du ein konkretes Beispiel nennen, wie du diese Balance in deinem Arbeitsalltag findest?
Sicher, ich benutze bestimmte Software nur in bestimmten Phasen des Designprozesses. Mein Ziel ist es, Technologie gezielt einzusetzen, um ihren Nutzen zu maximieren, ohne den kreativen Prozess zu beeinträchtigen. Zum Beispiel verwende ich KI-basierte Tools, um Routineaufgaben zu automatisieren, während die Kernarbeit des Konzipierens und Entwerfens in meinen Händen bleibt.
Und wie wirkt sich dieser Ansatz auf die Endprodukte aus?
Dieser Ansatz hat die Kundenzufriedenheit deutlich erhöht. Indem ich die Technologie als Unterstützung einsetze, ohne die Kreativität zu überlagern, gelingt es mir, innovative und frische Designs zu schaffen, die genau auf die Wünsche der Kunden zugeschnitten sind. Es entsteht eine Win-Win-Situation: Die Effizienz meiner Arbeit steigt, während die hohe Qualität der kreativen Leistung erhalten bleibt.
Design, KI und Gesellschaft: Die ethische Dimension
Wie gehst du mit den ethischen Herausforderungen und Urheberrechtsfragen um, die der Einsatz von KI im Design mit sich bringt?
Der Einsatz von KI im Design erfordert ein tiefes Verständnis von Urheberrechten und ethischen Normen. Ich halte es für wesentlich, KI so einzusetzen, dass sie bestehende Werke respektiert und auf ihnen aufbaut, ohne sie direkt zu kopieren. Die moralische Debatte ist wichtig, und ich befürworte einen Ansatz, der Beobachtung und Verbesserung als Formen der Anerkennung betrachtet, um Innovation zu fördern.
Wie reagierst du auf die Risiken der Datenmanipulation und den Schutz der Privatsphäre im Zusammenhang mit KI?
Der Schutz der Privatsphäre und die Vermeidung von Manipulation sind kritische Punkte, wenn es um KI im Design geht. Es liegt in unserer Verantwortung als Designerinnen und Designer, für Transparenz zu sorgen und die Technologie so einzusetzen, dass die Rechte und die Würde der Nutzerinnen und Nutzer stets respektiert werden. Ich halte mich an klare Richtlinien wie Transparenz, Ehrlichkeit und Fairness, um sicherzustellen, dass meine Arbeit ethisch vertretbar ist und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leistet.
Designkunst als politisches Statement
Hast du persönlich negative Reaktionen auf deine politisch motivierte Arbeit erlebt – zum Beispiel mit deiner regelmäßigen Kolumne „WORTSTOERUNG” in der Berliner Zeitung?
Ja, es gab Reaktionen, aber das hält mich nicht davon ab, meine Position zu vertreten. Es ist wichtiger denn je, für demokratische Werte einzustehen. Kunst und Design sind mächtige Werkzeuge, um Bewusstsein zu schaffen und Veränderungen anzustoßen.
Gab es besondere Herausforderungen oder Kritik, die du bei deiner Arbeit mit KI, speziell der Kampagne der Berliner Zeitung, erlebt hast?
Ja, es gab Diskussionen, vor allem online, wo die Grenzen zwischen Technologie und Kreativität oft missverstanden werden. Es ist wirklich schade, so viel Unverständnis und mangelnde Selbstreflexion in der Branche zu sehen. Ich sehe KI als Chance, uns selbst herauszufordern und zu verbessern. Deshalb müssen wir ethische Überlegungen in jeden Schritt unseres kreativen Prozesses integrieren.
Berliner Zeitung nutzt KI für Mauerfall-Gedenkkampagne
Anlässlich des 34. Jahrestags des Falls der Berliner Mauer startete die Berliner Zeitung eine bemerkenswerte Kampagne, die ihre Open-Source-Plattform ins Rampenlicht rückte – eine Einladung an die Öffentlichkeit, ihren eigenen Beitrag zu leisten. Die Kampagne, die von Raban Ruddigkeit entworfen wurde, nutzte die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz, um den Gesichtern bekannter Friedensikonen eine emotionale Tiefe zu verleihen, die Verzweiflung und Entsetzen ausdrückt.
Kannst du konkrete Beispiele nennen, wo du in deiner eigenen Arbeit ethische Entscheidungen treffen musstest?
Ein Beispiel ist die Auswahl der Projekte, an denen ich arbeite. Ich versuche, Projekte zu vermeiden, die meinen ethischen Überzeugungen widersprechen könnten, wie zum Beispiel Kampagnen für Produkte, die umweltschädlich oder sozial problematisch sind. Es geht darum, sich der Auswirkungen unserer Arbeit bewusst zu sein und verantwortungsvoll zu handeln.
Der Einfluss Ostdeutschlands auf den kreativen Werdegang eines Designers
Raban, lass uns über deinen Werdegang als Designer sprechen. Wie siehst du als Designer, der aus Ostdeutschland stammt, die Entwicklung der Region, insbesondere im Kreativsektor, nach der Wiedervereinigung?
Die wirtschaftliche Umstrukturierung in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung war tiefgreifend, mit einer offiziellen Arbeitslosenquote von 20%, die in Wirklichkeit eher bei 50% lag, wenn man alle sozialen Maßnahmen berücksichtigt. Diese radikalen Veränderungen hatten nicht nur wirtschaftliche, sondern auch tiefgreifende psychologische Auswirkungen, die vielen Menschen das Gefühl gaben, überflüssig zu sein. Diese kollektive Verwundbarkeit schlug oft in Wut um und führte zu einer Spaltung zwischen Ost und West, die die kreative und kulturelle Identität Ostdeutschlands bis heute prägt.
Glaubst du, dass eine offizielle Entschuldigung für vergangenes Unrecht die Beziehungen zwischen Ost und West verbessern könnte?
Eine offizielle Anerkennung und Entschuldigung für die erlittenen Ungerechtigkeiten könnte wesentlich dazu beitragen, die tiefen Wunden zu heilen und eine echte Versöhnung einzuleiten. Ohne eine solche Geste wird es weiterhin schwer sein, das Misstrauen und die Verletzungen, die viele Ostdeutsche empfinden, zu überwinden.
Welche Rolle hat deine autodidaktische Ausbildung in deinem kreativen Werdegang gespielt?
Ich habe als Autodidakt begonnen, unterstützt durch das Wissen meines Vaters, der Kunstprofessor war. Diese unkonventionelle Ausbildung hat mir eine einzigartige Perspektive eröffnet, die mir geholfen hat, trotz vieler kultureller und beruflicher Hindernisse erfolgreich in der Branche Fuß zu fassen.
Motive von Raban Ruddigkeit aus der Wort-Bild-Kolumne WORTSTOERUNG der Berliner Zeitung.
Die Hintergrundmotive wurden mit KI erstellt.
Quelle: Berliner Zeitung, Raban Ruddigkeit/Midjourney
Designkunst: Die Zukunft des Designs
Wie passt sich das Bildungssystem an die Bedürfnisse zukünftiger Designer an, insbesondere im Hinblick auf neue Technologien?
Das Bildungssystem sollte sich stärker auf die Vermittlung von Programmier- und Coding-Kenntnissen sowie auf die effektive Nutzung moderner Kommunikationsmittel wie Smartphones konzentrieren. Kreative müssen über traditionelle Medien hinaus denken, um mit dem technologischen Fortschritt, insbesondere der künstlichen Intelligenz, Schritt halten zu können.
Welche Auswirkungen siehst du durch Technologien wie KI auf die Designpraxis?
KI verändert den Designprozess grundlegend und bietet neue Möglichkeiten für Kreativität und Effizienz. Sie ist eine Erweiterung unserer Fähigkeiten, aber kein Ersatz für die Notwendigkeit menschlichen Einfühlungsvermögens und feiner Wahrnehmung. Die Technologie sollte als Ergänzung zu traditionellen Methoden gesehen werden, nicht als Ersatz.
Welche Kompetenzen werden in der zukünftigen Arbeitswelt für Designer entscheidend sein?
Neben technischem Know-how in KI und digitalen Werkzeugen wird ein tiefes Verständnis von Datenanalyse, Nutzererfahrung und nachhaltigem Design immer wichtiger. Designer müssen in der Lage sein, diese Werkzeuge kreativ einzusetzen, um innovative Lösungen zu entwickeln, die sowohl ästhetisch ansprechend als auch sozial verantwortlich sind. Und um, wie ich es nenne, Designkunst zu schaffen.
Siehst du bestimmte Trends, die die Designbranche besonders prägen werden?
Ja, die Integration von sozialer Verantwortung und Nachhaltigkeit in das Design gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Verwendung von recycelten Materialien und die Entwicklung von Designs mit positiven sozialen Auswirkungen sind nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern eröffnen auch neue kreative Perspektiven.
Neues Buchprojekt in Arbeit
Kannst du uns zum Abschluss unseres Gesprächs ein aktuelles Projekt nennen, an dem du arbeitest?
Ja, ich arbeite an einem Buch über den Einsatz neuer Technologien im Design und ihre sozialen Auswirkungen. Das Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase, liegt mir aber sehr am Herzen. Es soll zum Nachdenken über die Rolle der Technologie im Designprozess anregen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch. Deine Einblicke in die Rolle der KI, der Designkunst und der Verantwortung des Designs sind inspirierend.
Vielen Dank für die Gelegenheit, meine Ansichten zu teilen. Es ist eine aufregende Zeit für Kreative und ich bin gespannt, wohin uns diese Entwicklungen führen werden.
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